Mathias Weinfurter ist aktueller Charlotte-Prinz-Stipendiat der Stadt Darmstadt. Im Rahmen des Stipendiums lebt er seit Herbst 2023 in Darmstadt. Sein erster Spaziergang führte ihn nach Kranichstein, wo er mit Begeisterung die Hochhaussiedlung erkundete. Diese Siedlung, ein markantes Beispiel für den sozialen Wohnungsbau der Nachkriegszeit, hat eine wichtige Rolle in der städtebaulichen Entwicklung Darmstadts gespielt. Sie repräsentiert den funktionalen Ansatz der 1960er und 1970er Jahre, der darauf abzielte, wachsende Bevölkerungen effizient unterzubringen. Weinfurter selbst wuchs in einer vergleichbaren Siedlung auf und kann sich sehr für diese Architektur begeistern. 2023 widmete er unter dem Titel Ankerstraße eine Ausstellung dem Hochhaus, in dem er groß wurde. Die prägenden Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend sind untrennbar mit der monumentalen Architektur des Gebäudes verknüpft – ein Gefühl, das auch viele Bewohner*innen von Kranichstein kennen dürften, deren Alltag sich vor und hinter den Kulissen aus Waschbeton abspielt.
Die Architektur dieser Gebäude spiegelt den Zeitgeist der 1960er und 1970er Jahre wider, der von einem rasanten Bevölkerungswachstum geprägt war. Durch die Verwendung von Fertigbauteilen wurde der Bau weitgehend rationalisiert und industrialisiert, wodurch für viele Menschen Wohnraum mit einem angemessenen Komfort geschaffen wurde. Heute dienen die verbliebenen Bauten, sofern sie nicht abgerissen wurden, weiterhin als Lebensraum, sind jedoch oft mit einem negativen Image behaftet, das die Bewohner*innen gesellschaftlich benachteiligen kann, etwa auf dem Arbeitsmarkt. Für Weinfurter stehen diese Bauwerke nicht nur als Monumente eines architektonischen Ideals, sondern auch als Räume, die das soziale Leben und individuelle Geschichten prägen.
Weinfurters kommende Ausstellung in der Kunsthalle Darmstadt trägt den Titel Solitär – wie das bekannte Kartenspiel, das einst alleine am Küchentisch gespielt wurde, bevor es 1989 vom Softwarehersteller Microsoft auf den PC verlagert wurde. Die Animation am Ende des Spiels ist ikonisch für die Anfänge des Computerspiele-Zeitalters. Mit dem erfolgreichen Ablegen der letzten Spielkarte beginnen die Karten in Bögen zur unteren Bildschirmkante zu springen, wo sie abprallen und weitere Bögen schlagen. Dieser Vorgang wiederholt sich, bis die Karten das Sichtfeld seitlich verlassen. Die Karten bleiben an den jeweils eingenommenen Positionen sichtbar, wodurch eine Überlagerung entsteht, die den Bildschirm sukzessive füllt. In der Architektur bezeichnet der Begriff „Solitär“ ein alleinstehendes oder aus dem städtebaulichen Umfeld herausragendes Gebäude. Das Wort leitet sich vom lateinischen solitarius ab, was „der Einsame“ bedeutet.
In seinen Rauminstallationen arbeitet Weinfurter häufig mit industriell gefertigten Massenprodukten. Durch gezielte Eingriffe bricht er deren Norm oder spielt mit der Wiederholung als künstlerische Strategie, um den Objekten eine neue Bedeutung zu verleihen. In Solitär lässt er Betonplatten, deren Oberfläche der Vertäfelung von Plattenbauten entspricht, durch den Ausstellungsraum „springen“.
Die Ausstellung wird unterstützt von BAUHAUS Darmstadt.
08.03. - 29.06.2025
Eröffnung: 7. März 2025, 19 - 21 Uhr
Kunsthalle Darmstadt, Steubenplatz 1, 64293 Darmstadt
Mathias Weinfurter ist aktueller Charlotte-Prinz-Stipendiat der Stadt Darmstadt. Im Rahmen des Stipendiums lebt er seit Herbst 2023 in Darmstadt. Sein erster Spaziergang führte ihn nach Kranichstein, wo er mit Begeisterung die Hochhaussiedlung erkundete. Diese Siedlung, ein markantes Beispiel für den sozialen Wohnungsbau der Nachkriegszeit, hat eine wichtige Rolle in der städtebaulichen Entwicklung Darmstadts gespielt. Sie repräsentiert den funktionalen Ansatz der 1960er und 1970er Jahre, der darauf abzielte, wachsende Bevölkerungen effizient unterzubringen. Weinfurter selbst wuchs in einer vergleichbaren Siedlung auf und kann sich sehr für diese Architektur begeistern. 2023 widmete er unter dem Titel Ankerstraße eine Ausstellung dem Hochhaus, in dem er groß wurde. Die prägenden Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend sind untrennbar mit der monumentalen Architektur des Gebäudes verknüpft – ein Gefühl, das auch viele Bewohner*innen von Kranichstein kennen dürften, deren Alltag sich vor und hinter den Kulissen aus Waschbeton abspielt.
Die Architektur dieser Gebäude spiegelt den Zeitgeist der 1960er und 1970er Jahre wider, der von einem rasanten Bevölkerungswachstum geprägt war. Durch die Verwendung von Fertigbauteilen wurde der Bau weitgehend rationalisiert und industrialisiert, wodurch für viele Menschen Wohnraum mit einem angemessenen Komfort geschaffen wurde. Heute dienen die verbliebenen Bauten, sofern sie nicht abgerissen wurden, weiterhin als Lebensraum, sind jedoch oft mit einem negativen Image behaftet, das die Bewohner*innen gesellschaftlich benachteiligen kann, etwa auf dem Arbeitsmarkt. Für Weinfurter stehen diese Bauwerke nicht nur als Monumente eines architektonischen Ideals, sondern auch als Räume, die das soziale Leben und individuelle Geschichten prägen.
Weinfurters kommende Ausstellung in der Kunsthalle Darmstadt trägt den Titel Solitär – wie das bekannte Kartenspiel, das einst alleine am Küchentisch gespielt wurde, bevor es 1989 vom Softwarehersteller Microsoft auf den PC verlagert wurde. Die Animation am Ende des Spiels ist ikonisch für die Anfänge des Computerspiele-Zeitalters. Mit dem erfolgreichen Ablegen der letzten Spielkarte beginnen die Karten in Bögen zur unteren Bildschirmkante zu springen, wo sie abprallen und weitere Bögen schlagen. Dieser Vorgang wiederholt sich, bis die Karten das Sichtfeld seitlich verlassen. Die Karten bleiben an den jeweils eingenommenen Positionen sichtbar, wodurch eine Überlagerung entsteht, die den Bildschirm sukzessive füllt. In der Architektur bezeichnet der Begriff „Solitär“ ein alleinstehendes oder aus dem städtebaulichen Umfeld herausragendes Gebäude. Das Wort leitet sich vom lateinischen solitarius ab, was „der Einsame“ bedeutet.
In seinen Rauminstallationen arbeitet Weinfurter häufig mit industriell gefertigten Massenprodukten. Durch gezielte Eingriffe bricht er deren Norm oder spielt mit der Wiederholung als künstlerische Strategie, um den Objekten eine neue Bedeutung zu verleihen. In Solitär lässt er Betonplatten, deren Oberfläche der Vertäfelung von Plattenbauten entspricht, durch den Ausstellungsraum „springen“.
Die Ausstellung wird unterstützt von BAUHAUS Darmstadt.
08.03. - 29.06.2025
Eröffnung: 7. März 2025, 19 - 21 Uhr
Kunsthalle Darmstadt, Steubenplatz 1, 64293 Darmstadt